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Synodaler Prozess: Zusammenfassende Beobachtungen für das Bistum Chur

Im Auftrag des Papstes beginnt die Kirche einen synodalen Prozess, um mit allen Mitgliedern, also auch den Laien miteingeschlossen, über die Zukunft der Kirche zu sprechen und der mit der Bischofssynode 2023 in Rom seinen Abschluss finden wird.

Dabei wird nach dem Subsidiaritätsprinzip bei den einzelnen Bistümern weltweit nachgefragt. Das Bistum Chur beauftragte das unabhängige Forschungsinstitut gfs.bern mit der Durchführung und Befragung der einzelnen Themenfelder.

Diese Studie im Auftrag des Bistums Chur hat nun einige Ergebnisse aus den verschiedenen Dialoggruppen hervorgebracht. An der Studie nahmen 216 Dialoggruppen bzw. 1472 Personen teil, darunter auch mindestens drei Gruppen aus unserem Seelsorgeraum.

Es wurde darauf geachtet, ein möglichst breites Spektrum von Diversität in Bezug auf Alter (jung und alt), Siedlungsort (urban und ländlich), Migrationshintergrund sowie Geschlecht abzudecken. Bis auf die Verteilung des Geschlechtes, bei dem ein Drittel Männer zwei Drittel Frauen gegenüberstehen, herrscht allgemein überall ein Gleichgewicht.

In zehn Themenfeldern will Rom die Meinung über Themen wie Gemeinschaft, Partizipation und Dialog eruieren.

Die erste und positive allgemeine Erkenntnis ist laut gfs.bern, dass die Kirche als offen und einladend wahrgenommen wird.

Interessant ist, dass die Taufe allein schon als primärer Faktor ausreicht, um die Zugehörigkeit zur Kirche zu definieren. Beichte oder Kirchensteuer sowie der sonntägliche Messbesuch werden weniger als Pflicht eingestuft, ebenso andere Formen und Rituale. Dagegen nehmen Nächstenliebe, Inklusion, Offenheit und Solidarität einen zentralen Wert bei den Befragten ein.

Einige Spannungsfelder ergeben sich bei Themen wie der Frage nach der Rolle der Frau in der Kirche oder dem Umgang mit Menschen, die nicht in einer traditionellen katholischen Lebensform leben. Die Antworten zu den verschiedenen Themenfelder wiesen auf eine Vernachlässigung der Jungen im Vergleich zu den Senioren hin. Der kulturelle und sprachliche Hintergrund wurde offenbar zu wenig berücksichtigt.

Es herrscht auch eine Diskrepanz zwischen dem, was aus Rom als Lehre vorgeschrieben ist, und dem, was die Gläubigen an der Basis tatsächlich glauben. Daher erwünscht sich eine Mehrzahl der Befragten eine Wandlung im Bereich der Sprache in den Riten und Gottesdiensten, die als nicht mehr zeitgemäss wahrgenommen wird. Das gfs.bern stellt einen Graben zwischen nichtverhandelbarem Glaubensgut und dem «Zeitgeist» fest.

Andererseits wird die Kirche nicht nur als Ort zum Krafttanken für den Glauben wahrgenommen, sondern auch als Ort der Förderung der Gemeinschaft und des sozialen Austausches.

All diese Erkenntnisse dienen der weiteren Diskussion. Sie sollen erweitert und vertieft werden, ohne sie vorerst lediglich als Kritik oder Missbilligung wahrzunehmen.

Daher ist es wichtig, Klarheit zu schaffen darüber, was verhandelbar und was nicht verhandelbar ist, um weitere Missverständnisse und Spannungen zu vermeiden.

Partizipation ist dabei sehr wichtig, um eben das Gefühl zu haben, ernstgenommen zu werden und um eventuell Handlungsrelevanz aufzuzeigen.

Auch wenn die Themen äusserst vielseitig und differenziert sind, gibt es eine Tendenz in Richtung «Aufbruch».

Deshalb ist es umso wichtiger, einen Dialog zu führen, um den Umgang mit Konflikten als grosses Lernpotenzial zu sehen.

Da die Kirche hierarchisch strukturiert ist und der Klerus weniger als 1% ausmacht, spielt die Synodalität eine wichtige Rolle im ganzen Prozess, um den Laien, bzw. allen Mitgliedern der Kirche ein Sprachrohr zu geben und den “sensus fidei” zu stärken. Für die Kirche ist der ganz Prozess eine Chance, sich auf neue Wege zu begeben und das Zusammengehörigkeitsgefühl in ihr zu stärken.

Dementsprechend erwartungsvoll fiebern wir der abschliessenden Diskussion im Oktober 2023 im Rahmen der Bischofssynode entgegen.

Eine Zusammenfassung des Schlussberichtes des synodalen Prozesses im Bistum Chur.                                                                                    
Ante Jelavić, Pastoralassistent

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