Am Fest Epiphanie («Erscheinung einer Gottheit») wird gefeiert, dass sogar die heidnischen Weisen aus dem Morgenland das Jesuskind als Messias, als Erlöser, erkannt haben. Sie, die Ungläubigen also.
Ihnen fiel es, wie wir gerne sagen, «wie Schuppen von den Augen»; so ungefähr stelle ich mir jedenfalls eine Epiphanie vor. Plötzlich erkenne ich in einem Menschen etwas, das ich vorher nicht sehen konnte, möglicherweise etwas, was ich dem andern gar nicht zugetraut hätte.
Die Lesung des Weihnachtstages aus dem Johannesprolog geht in eine ähnliche Richtung und hat eine Verbindung zum Geheimnis der Epiphanie: «Im Anfang war das Wort (griech. logos) und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. … Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen.»
Worte schaffen eine Verbindung zwischen Gott und Mensch. Glaube wird in Worten tradiert, aber nicht nur; das Wort muss auch «Fleisch werden», damit wir es wirklich spüren können. So haben wir neben den Worten Menschen, die diese Worte tatkräftig, sanft, freundlich, zuneigend, hilfreich umsetzen und uns damit Göttliches in dieser unserer Welt erfahren lassen.
Eine solche «fleischgewordene Epiphanie» leuchtet wie der Stern von Bethlehem, der die Weisen aus dem Morgenland geführt hat. Weise also, wer in anderen Menschen, in einem kleinen Kind gar, das Besondere erkennen kann. Tun wir es den Weisen aus dem Morgenland nach und suchen unsere Epiphanien im Alltag. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und ein gutes Auge – oder Herz – dafür.
Monika Bieri, Leitungsassistenz