Die heiligen zwölf Nächte
Jedes Jahr fasziniert mich der Gedanke, dass wir uns jetzt in der Zeit der «Heiligen zwölf Nächte» befinden.
Der Glaube an diese heiligen Nächte ist schon sehr alt und hat auch ihren Ursprung darin, dass am 21. Dezember die Wintersonnenwende ist. Die dunkelste Zeit kommt zu einem Ende und die Sonne wird langsam wieder stärker.
Für uns Christinnen und Christen beginnen diese zwölf heiligen Nächte mit dem Weihnachtsfest und enden am 6. Januar, dem Fest der heiligen drei Könige.
In dieser Zeit soll sich der Himmel öffnen und Erde und Himmel sich verbinden.
Die Gnade Gottes fliesst uns dann besonders zu.
Und Gnade ist Geschenk. Wir können sie nur empfangen.
Das Wort «Gnade» erinnert uns daran, dass wir als Menschen uns selbst nicht genügen. Wir leben immer mit einer grossen Sehnsucht, einem Sehnen nach etwas. Unser menschliches Selbstsein ist vermittelt durch den Bezug auf andere. Das «Ich» entsteht in der Begegnung mit dem «Du». So leben wir als gläubige Menschen auch auf ein Ziel hin. Weil wir von Gott kommen, zieht es uns auch wieder zurück zu ihm. Die Gnade Gottes ist seine Liebe zu uns. Er ist unser liebendes Gegenüber und wenn wir seine «Gnade» empfangen, wird unser Leben auf beglückende Weise erfüllt.
Ich nehme diese Weihnachtsgnadenzeit sehr stark wahr.
Sie veranlasst mich, in die Stille zu gehen, mein Leben zu reflektieren, mich wieder auf das mir Wesentliche auszurichten, das vergangene Jahr bewusst loszulassen und das neue Jahr bewusst zu begrüssen.
So wünsche ich Ihnen allen, dass auch Sie sich der Gnade dieser «heiligen zwölf Nächte» öffnen können und sich von ihr für das neue Jahr stärken lassen.
Möge uns unsere tiefste Sehnsucht bewusst und in dieser Gnade aufgenommen und weitergetragen werden.
(Dieser Text ist auch inspiriert vom Buch: «Du neigst die mir zu und machst mich gross» von Eva-Maria Faber)
Manuela Andolina
