Gott spricht an Weihnachten sein Wort in diese Welt hinein. Gott wird Mensch, er kommt nicht nur zu uns. Damit es nicht falsch verstanden wird, überspitzt der Evangelist Johannes dieses Geschehen mit der Aussage, dass es Fleisch wird. Wir müssen nicht ideal oder vollkommen sein, damit er zu uns kommt.
So wie es in einem Champagnerglas einen Kondensationskeim braucht (das kann ein kleiner Kratzer sein, ein Staubkorn oder ein Fussel vom Geschirrtuch), damit sich ein Bläschen bildet und der Champagner schön perlt, so sind unsere Kratzer und Unreinheiten der Ansatzpunkt für Gottes Gnade. Oder wie Leonhard Cohen singt: “There is a crack, a crack in everything. That’s how the light gets in” (In allem gibt es einen Riss. So kommt das Licht hinein). Unsere Wunden und Brüche sind die Berührungspunkte, an denen wir Gottes Nähe erahnen können. Wir müssen nicht stark und perfekt sein, unsere Kratzer gehören zu uns. In unsere Wirklichkeit hinein spricht Gott sein Wort, nicht in eine ideale. Das müsste uns gnädig stimmen gegenüber allen unseren Mitmenschen. Wir alle tragen unsere Lasten und leben von der Gnade und Güte, die uns geschenkt werden.
Gerade unter coronabedingten Erschwerungen des alltäglichen Lebens und des Umgangs miteinander sollten wir barmherzig und respektvoll miteinander umgehen. Dass das gelingt, wünsche ich uns allen.
Und Ihnen allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest!
Pfr. Andreas Rellstab
